Sie haben nur noch ein Jahr zu leben. Das vielleicht letzte Magazin der Welt.

Doomsday in den 1980ern

Wenn ich mich richtig erinnere, fiel ein angekündigter Weltuntergang der Vergangenheit in meine Volksschulzeit. Ein Kind aus meiner Klasse erzählte mir davon, und ich hatte furchtbare Angst. (Allerdings hatte ich damals ständig Angst. Ein anderes Mal erzählte mir ein anderes, oder vielleicht auch dasselbe Kind , dass unser Außenminister, der Mock, kurz davor sei, einen Krieg mit Russland zu beginnen.)

Doomsday, bald

Danach setzte ich mich nicht mehr viel mit Weltuntergängen auseinander – oder maximal mit denen, wo in spektakulär inszenierten Actionfilmen Kometen auf die Erde zurasen.

Jetzt ist es allerdings so, dass in 11 Monaten und ein paar Tagen ein vom Volk der Maya erstellter Kalender endet. Die simplifizierte Schlagwort-Interpretation der Zivilisation, die Genetik, Raumfahrt und Facebook erfunden hat, lautet: WELTUNTERGANG.

Die Lektüre zum Doomsday

Am 12. Jänner ist in Österreich die erste Ausgabe eines Magazins erschienen, das sich auf monatlicher Basis damit auseinandersetzt. Diese erste Ausgabe (man kann es übrigens auch abonnieren – ein Jahr lesen und erst am 22.12. bezahlen – vielleicht…) liegt neben mir am Schreibtisch. Und bevor jemand jetzt “facepalmt” und aufhört zu lesen…da geht es nicht um Paranoia, nicht um Weltverschwörungen, nicht um Satire, und auch nicht um Sarkasmus (oder nur ab und zu ein bisschen). Es handelt sich einfach um Gedankenexperimente, und liefert einige der schlausten Aussagen, die ich seit langem gelesen habe.

Das zentrale Gedankenexperiment lautet:

Stellen wir uns jetzt einfach einmal vor, aus irgendeinem Grund wüssten wir wirklich sicher, dass wir noch genau 11 Monate und ein paar Tage haben.

Und diese Frage wird aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet.

Wie würden einzelne Personen, in ihrer beruflichen, sozialen, privaten Rolle reagieren? Hier eine kleine Auswahl, die auch ohne Kontext und ohne zu wissen, von wem sie stammen, ausgesprochen schlau sind, und jede einzelne ein Spin-off-Gedankenexperiment darstellt.

Ich aber wäre dafür, dass die Server abgeschaltet werden, damit die Zocker raus auf die Straße müssen und rein ins echte Leben. (S. 1968)

Wenn es keine Zukunft mehr gibt, dann bleibt der Erinnerung nichts mehr von ihrem utopischen Gehalt. […] dann schrumpft die Erinnerung zu einer sentimentalen Selbstvergewisserung. (S. 1964)

Die TV-Autoren beschließen, auf den letzten Metern mal was richtig Sinnvolles zu tun. Leider fällt keinem was Passendes ein. […]Am letzten Tag kämpfen die Autoren auf Facebook verzweifelt um den besten Weltuntergangswitz. (S. 1963)

Insofern würde man natürlich säen. Es wäre das Gefühl, dann kommt auch noch die Ernte. (S. 1963)

Zucker, Fett, Salz – alles wieder erlaubt, fettes Fleisch, Mousse au Chocolat und Torte, Käse schließt den Magen. (S. 1962)

Man fährt dann nicht drei Monate in die Südsee, man entdeckt, dass einem das, was man tut das Liebste ist. (S. 1963)

Doomsday in Springfield

Eine der besten Visualisierungen davon, wie Menschen auf die unmittelbar bevorstehende, vollkommene Zerstörung reagieren, habe ich vor ein paar Jahren im Simpsons-Movie gesehen. Eine Stunde bis zur endgültigen Zerstörung Springfields. Die Stammkundschaft von Moe rennt geschlossen und panisch aus der Bar in die Kirche. Die Glaubensgemeinschaft um Referend Lovejoy rennt geschlossen und panisch aus der Kirche in Moe’s Bar.

Das beinhaltet bereits einiges an Glaubwürdigkeit. Da wir aber noch fast ein Jahr Zeit haben, und die ganze Welt betroffen sein wird…könnte es durchaus mehr Nuancen geben.

Völkerwanderung 2.1

Gut vorstellen könnte ich mir die letzte Völkerwanderung der Menschheit. Vom Norden nach Süden und vom Osten nach Westen. Von Paris zum Kilimandscharo, von New York nach Goa, von Stockholm zum Machu Pichu. Der Tansanianer hingegen, der gerne noch Paris gesehen hätte, würde in Tansania bleiben. Dort trifft man sich dann.

To be continued…da gibt’s noch einiges zu denken und zu schreiben. Vielleicht wird’s aber auch gar nicht so schlimm. Hier noch ein Lied, das Hoffnung macht.

About Sophie Lenz

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1 Response to Sie haben nur noch ein Jahr zu leben. Das vielleicht letzte Magazin der Welt.

  1. runenwelt says:

    Man sollte davon ausgehen, dass die Erde einschließlich Menschen auch noch im Jahr 2013 existiert. Das Ende der Maja Zeitrechnung muss nicht zwingend als Ende der Welt betrachtet werden. So weit lag deren Horizont auch wieder nicht.
    Wenn es aber wirklich anders aussehen sollte, dass es zu Ende geht, dann würde ich aus der Bar an der Kirche vorbei nach Hause rennen und viel meditieren. Vor allem über an die Unsterblichkeit des menschlichen Bewusstseins und das Jenseits.

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